Bezirpspartnerschaft

Sodele,

mal ne zwischenzeitliche Einschätzung zu dem Besuch aus Mesin zur feierlichen Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags mit Tempelhof-Schöneberg, die gestern statt fand. Ich bin ja ein Fan von Städtepartnerschaften, als Kind sozusagen der deutsch-französischen Aussöhnung, und auch aus der Sicht des globalen Kommunalpolitikers mit der Meinung, dass Völkerverständigung heutzutage ein Netzwerk von persönlichen Kontakten ist.

Naja, gestern, die Unterzeichnung war schon OK. Sibyll Klotz wurde als einzige lobend erwähnt in der Rede des Bürgermeisters – und niemand klatschte. Dafür war’s bürgerlich geräuschvoll zu der Darbietung von Rachmaninov. Der Vorsitzende des Vereins, der die Partnerschaft maßgeblich ermöglicht hatte, beschwerte sich, dass sein Verien nicht in den Vertrag geschrieben worden war.

Nette Sache also, dass die Zivilgesellschaft hier die Hoheit einfordert. Denn ansonsten ist der Besuch doch recht offiziös-lastig. Wo ist der Besuch des Museums von Schöneberg, wo der des Crelle Markts? Warum muss die ehemalige Grenze in Mitte veranschaulicht werden und nicht bei dem Ranger in Lichtenrade? Ein Austausch mit der türkischen Gemeinde im Bezirk – stand nicht auf dem Programm. Es gab einen Schüleraustausch mit der Zeiss-UNESCO Schule, die noch nie  Partnerschaftsprogrammgelder vorüber ziehen hat lassen. Und am Sonntag steht dann ein Besuch bei der deutsch-türkischen Handelskammer auf dem Programm.

Also doch ne ganz runde Sache. Und jetzt, da der offizielle Teil vollzogen ist, fließen auch die Fördergelder aus anderen Quellen leichter. So soll das wohl sein, mit Bezirkspartnerschaften in unseren Zeiten. Da ist dann auch noch Platz für die Piraten, die Mersin mit der Anti-Atomlobby sowie dem Telecomix Netzwerk verbinden. Syrien und das neue Atomkraftwerk sind nämlich die Themen, die die Menschen in Mersin umtreiben, wie ich aus Delegationskreisen vernehmen konnte, aber aus keiner einzigen Ansprache.


Kommentare

Eine Antwort zu „Bezirpspartnerschaft“

  1. Also: Erstens war das nicht die Deutsch-Türkische Handelskammer, sondern bitte die Türkisch-Deutsche Unternehmervereinigung. Und zweitens war das überhaupt nicht offiziös, sondern das Programm von dem Verein gemacht. Also bitte: Immer sachlich bleiben.

    Ausserdem hat sich der Bürgermeister anscheinend sehr wohl sein Engagement gegen die Atomkraft in seiner Rede erwähnt und einen Brief nach Ankara geschrieben. Echt? Oder verwechselt da wer dem Bürgermeister seine zufällige Teilnahme an ner Anti-Atom Demo in Berlin? – Naja, ich kann ja auch falsch liegen. Ein Grund mehr das Parlament in Mersin dazu anzuregen, sich gegen das Atomkraftwerk auszusprechen. Könnte ja dieses neue Partnerbezirpsparlament, die BVV TS, tun.

    Anmerkungen zu diesem Wirtschaftstreff noch: Unternehmer aus Mersin haben mit Zöllnern überall zu kämpfen, die ihre Zitronen verrotten lassen. Aber ‘s wird besser: TS schafft zum Ausgleich Wettbewerbsvorteile für seinen neuen Partnerbezirk und die türkischstämmige Unternehmer, die hierzulande die Hälfte ihres Lebens zur Lohnabhängigkeit verdammt waren. Dafür finanziert das Unternehmertum den Kultur-, Sozial-, und Sportaustausch. Oder so. War mir ja auch unangenehm, so dazu zu stoßen.